Zurück in den Gebäudebestand!
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Forum 4

Zurück in den Gebäudebestand!

Bundesförderung, CO2-Bepreisung, EU-Renovierungswelle – die Wärmewende des Gebäudesektors nimmt 2021 an Fahrt auf. Das zweite Forum des Gebäudetags „Zurück in den Gebäudebestand!“ widmete sich dem zukünftigen Sanierungsmarkt, individuellen Lösungen für Bestandsgebäude und neuen Geschäftsmodellen und Chancen.

Gebäudesektor: Primärenergie in den Fokus

„Wie sanieren wir eigentlich richtig?“ – mit diesem Impulsbeitrag gab Hagen Reinhold, Mitglied des Deutschen Bundestags (FDP), Baupolitiker und selbstständiger Handwerksmeister, den Teilnehmenden einen praxispolitischen Einblick in den Sanierungsmarkt. Vor dem Hintergrund des veralteten Gebäudebestands und des Fachkräftemangels sprach sich der Baupolitiker für wirtschaftliche, und gerade auch für niedriginvestive Maßnahmen aus. In ersten Schritten sollten die vorhandenen Wärmeerzeuger korrekt eingestellt, Maßnahmen zur direkten Einbindung Erneuerbarer Energien umgesetzt werden. Effizienter Hauswärmetechnik attestierte Reinhold großes Potenzial, dabei hob er insbesondere die Rolle der Primärenergieeffizienz des immer grüner werdenden Heizenergieträgers Strom hervor.

Hagen Reinhold

Hagen Reinhold

Andreas Piephans

Andreas Piephans

Corinna Merzyn

Corinna Merzyn

Senta Schmatzberger

Senta Schmatzberger

Dr. Markus Spitz

Dr. Markus Spitz

Egbert Tippelt

Egbert Tippelt

Individuelle Lösungen voraus!

Mit dieser Vorlage nahm Andreas Piephans, Geschäftsführer der mfh systems GmbH, die Mitglieder und Gäste der HEA „mit auf die Baustelle“. Anhand von Sanierungsbeispielen typischer Einfamilienhäuser der 1960er Jahre zeigte Piephans auf, wie sich die gebäudeseitigen Anforderungen an die Hauswärmetechnik in den letzten Jahrzehnten geändert haben. Dass Handwerker auch „an die Decke gehen“ veranschaulichte der mfh-Geschäftsführer mit deckenhängenden Heiz- und Kühllösungen, die im Gebäudebestand für angenehmes Raumklima sorgen – und das ohne Eingriffe in die Kernsubstanz der Gebäude. Die Sanierungsprojekte wurden jeweils mit den verbauten Systemkomponenten vorgestellt. Anhand von Wirtschaftlichkeitsberechnungen wurde deutlich, dass insbesondere die Nutzung von selbst erzeugtem PV-Strom Vorteile für die Sanierer mit sich bringt.

Zurück in den Gebäudebestand!
Andreas Piephans, Friedrich Lutz Schulte

Abschlusspanel mit Endkundensicht

Wie schafft man ein positives „Kundenerlebnis Sanierungserfolg“? Wie können Effizienzpotenziale kundenorientiert gehoben werden? Für Corinna Merzyn, Geschäftsführerin des Verbands Privater Bauherren e. V., war die Antwort auf diese Fragen des Abschlusspanels eindeutig: Sanierungsvorhaben müssen für die betroffenen Bauherren in erster Linie wirtschaftlich sein. Merzyn sprach sich zudem in Richtung der Geräteindustrie für robuste und einfach zu bedienende Anlagentechnik aus. Eine massive Förderung von Effizienzmaßnahmen setzte Merzyn weiter für den Erfolg der Wärmewende voraus und verwies dabei auch auf die Vorteile einer stufenweisen Sanierung von Gebäuden.

Die ebenfalls zugeschaltete Projektmanagerin des Buildings Performance Institute Europe (BPIE), Senta Schmatzberger, rückte die Zusatznutzen in den Fokus, die in einem gemeinsamen Projekt mit der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform identifiziert worden waren. Ob Gesundheitsschutz, Komfort oder Wertsteigerung der Immobilie – laut Schmatzberger insbesondere Produkte der baubegleiteten Sanierung. Die BPIE-Vertreterin brach die Lanze für die qualifizierte Energieberatung und den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP).

Dr. Markus Spitz, Geschäftsführer der Thüga Energie GmbH bestätigte die besondere Rolle der Energieberatung in der Energiewende: Die größten Hebel für eine Treibhausgasminderung im Gebäudesektor sah der Panelteilnehmer beim Austausch veralteter Wärmeerzeuger, begleitet von einer Energieberatung, die den Eigentümern weitere Effizienzpotenziale aufzeigt. Das Klimaziel 2030 vor Augen, plädierte Spitz dafür, auch in Quartieren zu denken. Eine besondere Herausforderung sah der Referent bei Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG): Hier könnten Contracting-Modelle helfen, die Investitionskosten für die WEG gering zu halten.

Die Stimme der Geräteindustrie im Panel wurde durch Egbert Tippelt, Productline Manager Heatpump, Viessmann Deutschland GmbH, vertreten. Laut dem Viessmann-Vertreter sind etwa 14 Mio. Wärmeerzeuger in der Bundesrepublik nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik. Tippelt unterstrich die Eignung von Wärmepumpen für Bestandsbauten und räumte mit Sanierungsirrtümern auf: Moderne Geräte könnten auch ohne Flächenheizung effizient eingesetzt werden, Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad ermöglichten bereits heute einen 1:1 Austausch von Wärmerzeugern – und das ohne weitergehende Eingriffe in die Gebäudehülle. Die Zusammenarbeit mit dem Handwerk bewertete Tippelt als sehr wichtig und appellierte an Verbände und die Geräteindustrie, den gemeinsamen Austausch zu fördern.

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