Energielabel-Relaunch: Klassen A+ bis A+++ verschwinden
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Energieeffizienz

Energielabel-Relaunch: Klassen A+ bis A+++ verschwinden

Am 1. August 2017 ist die neue Rahmen-Verordnung für die Energieverbrauchskennzeichnung in Kraft getreten. Die auffälligste Änderung ist die Rückkehr zur einheitlichen Energieverbrauchsskala mit den Klassen A bis G. Damit wird „A“ wieder die beste Energielabel-Klasse und die derzeit gebräuchlichen „Plus“-Klassen verschwinden. Grundsätzlich bleibt aber das Erscheinungsbild mit der siebenstufigen Farbskala von Rot bis Grün erhalten.

Energielabel-Relaunch: Klassen A+ bis A+++ verschwinden
Die neue Rahmen-Verordnung Energielabel legt eine Umstellung der bisherigen Energieeffizienzklassen, die bis A+++ reichten, auf eine neue einheitliche Skala von A bis G fest. © HEA

Die derzeitige Kennzeichnung mit der besten Energieeffizienzklasse „A+++“ stößt mittlerweile bei einigen Gerätegruppen an ihre Grenzen. Beispielsweise sind bei Waschmaschinen schon gut drei Viertel der angebotenen Modelle in der besten Klasse A+++ (Abfrage der Online-Geräteberater der Initiative HAUSGERÄTE+ vom 3.8.2017). Von den eigentlich sieben Klassen dürfen aufgrund von Ökodesign-Mindestanforderungen überhaupt nur noch die drei besten Klassen neu in den Handel gebracht werden. Damit ist von einer Lenkungswirkung für Verbraucher und einem Anreiz für Hersteller, effizientere Geräte zu entwickeln nicht mehr viel übrig geblieben. Zudem verkompliziert die jetzige Vielzahl von unterschiedlichen Labelversionen die Verbraucherinformation: sieben bis zehn Klassen, die beste Klasse ist oft A+++ aber je nach Produktgruppe auch A, A+ oder A++. Aktuell müssen 16 Gerätegruppen für den Verkauf im Geschäft genauso wie im Online-Shop mit dem Energielabel gekennzeichnet werden. Ausführliche Informationen dazu finden Sie in der HEA-Information „HEA bringt Klarheit in den Label-Dschungel“.

Reskalierung auf die Klassen A bis G

Aus all diesen Gründen hat die Europäische Kommission bereits im Juli 2015 Anpassungen des Energielabels und eine Rückkehr zu einer einheitlichen Skala von A bis G vorgeschlagen. Die Steigerung der Energieeffizienz stellt eine der Prioritäten der Strategie zur Energieunion dar und soll vor allem über eine ressourcenschonende Produktgestaltung und -kennzeichnung erreicht werden. Die Rückkehr zur einheitlichen Skala von A bis G soll das Label einfacher und verständlicher machen. Die Kommission erhofft sich davon zusätzliche jährliche Energieeinsparungen von 200 Terawattstunden ( = 200 Milliarden Kilowattstunden) bis zum Jahr 2030. Außerdem erwartet die Kommission Umsatzzuwächse für Produkthersteller und Einzelhändler und Kosteneinsparungen für Verbraucher.

Nach langen Verhandlungen konnten sich nun Europäischer Rat und Parlament auf einen Kompromiss einigen: Die Verordnung (EU) 2017/1369 zur Festlegung eines Rahmens für die Energieverbrauchskennzeichnung und zur Aufhebung der Richtlinie 2010/30/EU ist am 1. August 2017 in Kraft getreten. 

Bestimmungen, die bereits seit dem 1. August 2017 wirksam sind

Bereits jetzt ist eine Vielzahl von Einzelbestimmungen wirksam, die insbesondere Hersteller, Händler, Lieferanten aber auch Endverbraucher betreffen. Die wichtigsten sind: 

Wichtig: Intensive Verbraucherinformation und -beratung

Verbraucher haben seit den 90er Jahren gelernt, dass sich die sparsamsten Produkte in der besten Klasse (= dunkelgrüner Balken) befinden. In den letzten Jahren war das meist die Klasse A+++. Nun erfolgt eine Reskalierung auf A bis G, was unter anderem bedeutet, dass die Klasse A und wenn ein schneller technologischer Fortschritt erwartet werden kann, auch die Klasse B zunächst frei bleiben werden. Die Mehrzahl der Modelle darf diese Klasse(n) frühestens zehn Jahre später erreichen. Somit sind über einen langen Zeitraum nur Produkte in den Klassen B bzw. C (= hellgrüner Balken) und schlechter (= gelber bis roter Balken) erhältlich.

Ein Freilassen der Klassen A und teilweise auch B suggeriert dem Verbraucher jedoch, dass es noch effizientere Geräte auf dem Markt gibt. Das wird aber zukünftig bei der Einführung oder bei der Reskalierung eines Etiketts über viele Jahre nicht der Fall sein.

Die Vereinheitlichung der Skala ist zwar generell als positiv für die Verbraucherinformation zu sehen, bedarf aber langfristig zielgruppengerechter und aufmerksamkeitsstarker Informationen, damit der an A+, A++, A+++ gewöhnte Kunde zukünftig ein C- oder sogar D-Gerät kauft. Über lange Jahre werden Geräte mit altem und neuem Energielabel parallel angeboten werden. Um Verwirrung zu vermeiden, muss verdeutlicht werden, dass neue, energieeffiziente Geräte mit neuem Label trotz niedrigerer Energieeffizienzklasse sparsamer sind, als Geräte mit altem Label.

Die HEA-Fachgemeinschaft und die Initiative HAUSGERÄTE+ bieten daher als Service für Energieberatung und Öffentlichkeitsarbeit laufend aktuelle Informationen sowie Infografiken und Fachinformationen zur Kennzeichnungspflicht der einzelnen Produktgruppen (siehe www.hea.de bzw. www.hausgeraete-plus.de). 

Energielabel-Relaunch: Klassen A+ bis A+++ verschwinden
Fristen für die Umstellung auf die einheitliche Skala A bis G. © HEA

Zeitlich gestaffelter Umstellungsprozess

Alle bereits existierenden Energielabel werden in einem gestaffelten Prozess auf die Klassen A bis G umgestellt. Somit wird auf produktspezifische Unterschiede eingegangen, wie u. a. von der Geräteindustrie und vom BDEW gefordert. Da die neue Verordnung nur den allgemeinen Rahmen festlegt, müssen die jeweiligen produktspezifischen Verordnungen, die sogenannten delegierten Rechtsakte, angepasst werden. Folgende Fristen sind dafür vorgesehen:

Europäische Produktdatenbank ab 2019

Die EU-Kommission richtet eine Produktdatenbank ein, die über ein Online-Portal zugänglich sein wird und ab 1. Januar 2019 zur Verfügung stehen soll. Von diesem Datum an müssen Hersteller oder Importeure alle Modelle in die Datenbank eintragen, bevor sie in den Verkehr gebracht werden. Die europäische Produktdatenbank besteht aus zwei Teilen:

Produktdatenbanken gibt es in Deutschland bereits, so ist z. B. ist der Online-Geräteberater unter www.hausgeraete-plus.de kostenlos zugänglich. Es bleibt also abzuwarten, ob die europäische Produktdatenbank einen Zusatznutzen bietet. Nicht gelöst wird damit auch die langjährige Forderung, insbesondere der Geräteindustrie, nach einer Forcierung von Produktprüfungen nach Normbedingungen.

Weitere Informationen

Claudia Oberascher
Tel.: 030 300199–1372
E-Mail: oberascher@hea.de

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