Das Internet der Dinge - ein Markttreiber für die Gebäudeautomation
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Gebäudetechnik

Das Internet der Dinge - ein Markttreiber für die Gebäudeautomation

Auf dem 8. ZVEI-Kolloquium am 10. November 2017 in Frankfurt beleuchteten Experten verschiedener Fachrichtungen, welche Rolle die Gebäudeautomation als Baustein des Internets der Dinge (IoT) spielt und welche Wertschöpfungsnetzwerke in Zukunft entstehen können.

Das Internet der Dinge, kurz IoT (Internet of Things), gilt als unaufhaltsamer Trend, der auch in der Gebäudeautomation ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Über das IoT lässt sich die Gebäudetechnik beispielsweise mit Webservices und Dienstleistungen koppeln. Die Gebäudeautomation wird damit zur Infrastruktur für digitale Dienste im Gebäude und treibt die Entstehung neuer Geschäftsmodelle voran. Über alle damit zusammenhängenden Fragen diskutierten die Fachexperten am 10. November 2017 auf dem 8. ZVEI-Kolloquium in Frankfurt.

Technologische Trends

Im ersten Teil des Kolloquiums standen die aktuellen technologischen Trends im Vordergrund, die auf das IoT einwirken. Bei seiner Begrüßung verdeutlichte Adalbert Neumann, Vorsitzender der KNX Deutschland und Leiter der ZVEI-Fachabteilung Haus- und Gebäudesystemtechnik, wie rasch das Internet der Dinge derzeit bereits im täglichen Leben Einzug hält.

Professor Michael Arndt von der Technischen Hochschule Mittelhessen stellte den als „Cloudifizierung“ bezeichneten Trend zur IP-basierten Kommunikation vor. Er erläuterte, dass das IoT die Cloud-Anbindung smarter Wohngebäude fördere. Über die Cloud könnten vermehrt weiterführende Services angeboten werden. Elementar sei hier vor allem der Sicherheitsaspekt. Für IoT-Geräte seien saubere Datenverschlüsselung, Authentifizierung und regelmäßige Software-Updates essenziell.

Einen interessanten Aspekt der IoT-Euphorie brachte Matthias Runge von Connctd aus Berlin zur Sprache. Er stellte das IoT aus Sicht eines Service-Entwicklers dar und erläuterte, dass es einen „Smart-Home-Duden“ geben müsse, um verschiedene Geräte und Systeme interoperabel machen zu können. Denn bisher gebe es einen eklatanten Mangel an einheitlicher Datensprache. Die Informationen in Datenstrukturen seien zu heterogen, als dass sie einheitliche Lösungen erlaubten. Um Geräte eindeutig beschreiben und mit Räumen in Relation setzen zu können, würde ein einheitliches Datenmodell benötigt.

Das Internet der Dinge - ein Markttreiber für die Gebäudeautomation
Die achte Ausgabe des ZVEI-Kolloquiums vereinte so viele Teilnehmer wie noch nie zuvor im Kongresszentrum Kap Europa auf der Frankfurter Messe. Schon am Vorabend waren rund 100 Teilnehmer der Einladung von KNX Deutschland zu einer Auftaktveranstaltung gefolgt. Der Evening@KNX, der gemeinsam mit der KNX Association gestaltet wurde, gab einen guten Vorgeschmack auf das Kolloquium und bot neben Vorträgen und einer Talkrunde vor allem gute Gelegenheiten zum Networking. © ZVEI

KNX-IoT mit gemeinsamer Sprache

Das Problem der uneinheitlichen Semantik griff auch Joost Demarest von der KNX Association auf. Hier läge die größte Herausforderung für KNX. Zwar gäbe es bereits die Möglichkeit, über das Webservice-Gateway IoT-Geräte in die Gebäudeautomation zu integrieren. Damit der Standard aber noch „IoT-fähiger“ werde, sei eine gemeinsame Sprache notwendig. Dieser Herausforderung habe sich KNX aber bereits gestellt: Auf der Light + Building 2018 werde die Association mit KNX-IoT diese einheitliche Sprache vorstellen. 2020 sollen dann die ersten KNX-IoT-Geräte verfügbar sein.

Rund um das Thema Daten ging es in dem Vortrag der Referenten Felipe Stark von Metr sowie Martin Maurer von eciotify. Sie machten deutlich, dass die Datenanalyse und letztlich der Datenhandel großes Potenzial bieten und sogar zu Innovationstreibern im Unternehmen werden könnten. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass die erhobenen Daten korrekt und vor Manipulation geschützt sind. 

Voraussetzungen für die Gebäudeautomation im IoT

In einer ersten Talkrunde unter der Moderation von Dr. Arnaud Hoffmann, Referent ZVEI Fachverband Elektroinstallationssysteme, sprachen Matthias Runge, Joost Demarest, Martin Maurer sowie Robert Klug von iHaus über Interworking 2.0. Welche Voraussetzungen muss die Gebäudeautomation erfüllen, um im IoT zu funktionieren? Gateways zum Beispiel seien zwar künftig in IoT-Geräte integriert, dennoch blieben strukturelle Probleme bestehen. Mit Blick auf die verschiedenen Services, die Drittanbieter versprechen, sei es Aufgabe des Systemintegrators, für diese Services die richtige Infrastruktur herzustellen – nicht mehr und nicht weniger. KNX sei der langlebige „Unterbau“ für kommende Gerätegenerationen wie zum Beispiel KNX-IoT. Dennoch gehe der Trend in der Gebäudeautomation von festinstallierter Hardware zu vermehrt softwaregesteuerten Funktionen und Services. Das erfordere neue Denkmodelle. Generell gelte es, gewisse „Showstopper“ zu eliminieren oder zumindest zu minimieren, die das Zusammenspiel von Gebäudeautomation und IoT immer noch erschweren: Das sind Insellösungen, zu starke Regulierungen, aber auch die immer noch große Skepsis seitens der Endanwender.

Ein Blick in die Zukunft

Der zweite Teil des diesjährigen ZVEI-Kolloquiums begann mit einem Einblick in die Welt der Biometrie. Dr. Andreas Braun vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGF) erläuterte den Zuhörern verschiedene Beispiele für neue Anwendungen und Dienste, die sich biometrischer Daten bedienen und auch in der Gebäudeautomation eine immer größere Rolle spielen werden. Florian Kaiser von der Münchner Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner sprach über das Smart Home als Grundlage für neue Geschäftsmodelle, die Produkte und Dienste miteinander vernetzen. Es sei dabei unabdingbar, den echten, erkennbaren Nutzen herauszuarbeiten – der auf Seiten der Handwerker, auf Seiten der Endkunden und im Idealfall auf beiden Seiten liegen könne. Gewisse Megatrends wie Künstliche Intelligenz, Mensch-Objekt-Interaktion oder auch ein steigendes Sicherheitsbedürfnis fungierten als Treiber auf dem Weg zum Smart Home der Zukunft, es gelte nun, Dienste und Funktionalitäten eines Smart Home an den Trends auszurichten und in akzeptierte Geschäftsmodelle umzuwandeln. 

Mögliche neue Geschäftsmodelle mit IoT

Inwieweit Licht für das IoT eine Rolle spielt, erklärte Bernd Miller, Leiter Business Segment LED Treiber bei Osram. Das IoT setze eine leistungsfähige und zuverlässige Infrastruktur voraus – die könne das überall vorhandene Licht bieten und damit als Basis für vernetzte Geräte und Komponenten im IoT dienen. Jürgen Heinrich von Busch-Jaeger Elektro zeigte am Beispiel eines Notrufdienstes, wie Gebäudeautomation Mehrwertdienste für die Bewohner ermöglicht. Diese Verknüpfung von Gebäudeautomation und Services bringe auch Installateuren einen echten Zusatznutzen. Neben Planung und Installation könnten sie mit Service- und Wartungsverträgen weitere Geschäftsfelder besetzen. 

Erklärungsbedürftige Anwendungen und Dienste

Neue Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit dem IoT waren dann auch Gesprächsgegenstand einer weiteren Talkrunde unter der Moderation von Markus Schaffrin, eco – Verband der Internetwirtschaft, mit Adalbert Neumann, Florian Kaiser, Hans-Jürgen Prell von der Telekom sowie Michael Dieter von Q-loud. Hier wurde schnell deutlich, dass bei allen neuen Geschäftsfeldern der signifikante Mehrwert für den Endkunden Voraussetzung ist. Auch sei der Beratungsbedarf beim Endkunden sehr hoch, weshalb Komplettpakete und Kooperationen wichtig seien, um es dem Nutzer bei aller Komplexität des Marktes so einfach wie möglich zu machen. Auch auf dem Gebiet der Datenverwaltung sahen die Diskussionsteilnehmer Raum für neue Geschäftsmodelle, und zwar entsprechend der Art der Daten, die es zu verwalten gebe: Daten, die der Kunde freigibt, Daten, die für die Kommunikation erforderlich sind oder auch Daten, die rein dem Endkunden gehören und die es zu schützen gilt. Nach Wünschen für die Zukunft befragt, nannten die Talkrunden-Teilnehmer unter anderem ausgereifte Systeme und Beratungsleistungen. Auch wünschten sie sich aufgeschlossene Nachwuchskräfte, die zu mehr Entspannung im Fachhandwerk führen könnten sowie den Wandel von einem momentan ausgesprochenen Push-Markt zum Pull-Markt.

Fazit

Für Klaus Jung, Geschäftsführer ZVEI Fachverband Elektroinstallationssysteme, war das 8. Kolloquium ein voller Erfolg: „Ich freue mich sehr, dass auch die achte Ausgabe dieser Veranstaltung so viele Teilnehmer in das Kongresszentrum Kap Europa auf der Frankfurter Messe gebracht hat. Die gute Resonanz zeigt uns, wie sehr die von uns angesprochenen Themen tatsächlich branchenrelevant sind.“ 

Aufmacherbild: Um neue Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit dem IoT ging es in der Talkrunde unter der Moderation von Markus Schaffrin, eco – Verband der Internetwirtschaft, mit Adalbert Neumann, Florian Kaiser, Hans-Jürgen Prell von der Telekom sowie Michael Dieter von Q-loud. © ZVEI

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